Sri Lanka 1999

Der Entschluss nach Sri Lanka zu fliegen, war wohl meine bisher spontanste Reiseentscheidung. Eigentlich hatte ich Malaysia als Reiseziel im Auge. In einer Buchhandlung habe ich dann allerdings festgestellt, dass dort zum vorgesehenen Termin heftigste Regenzeit ist. Nachdem ich den Reiseführer enttäuscht ins Regal zurückgestellt hatte, huschte mein Blick zufällig über einen Führer nach Sri Lanka. Sri Lanka? War ich auch noch nicht. Wie ist das Wetter da Ende Oktober? Passt! Eine Stunde später hatte ich bei Explorer Fernreisen bereits einen Flug reserviert. Für 1.213 DM gings am 21. Oktober mit Emirates über Dubai nach Colombo.

Karte von Sri Lanka

Nach der Landung erstmal ein Klimaschock. Es hatte vor meiner Ankunft 2 Wochen lang ununterbrochen geregnet und es war der zweite Tag, an dem die Sonne wieder schien. D.h., Temperatur ca. 35 Grad und fast 100 % Luftfeuchte. Einziger Trost war, dass auch den Einheimischen der Schweiss in Strömen herunterlief. Dann der erste Schreck, die Devisenauskunft der Sparkasse hatte mir anscheinend den Wechselkurs Euro - Rupie gegeben, obwohl ich ausdrücklich DM - Rupie verlangt habe. Allerdings stellten sich die Preisangaben in den Reiseführern als sehr ungenau heraus. Kurzum, es war zwar vieles etwas teuerer als erwartet, aber immer noch sehr günstig. Der nächste Schreck war allerdings etwas größer. Ich musste meine Urlaubsplanung komplett umstellen. Eigentlich wollte ich mir einen Leihwagen nehmen und für mindestens eine Woche die Sehenswürdigkeiten abklappern. Von den im Reiseführer beschriebenen Schaltern der Leihwagenfirmen in der Ankunftshalle war allerdings nichts zu sehen. Dafür waren jede Menge Tour-Agencies vertreten, von denen ich auch gleich angesprochen wurde. Die Regierung hätte ein Verbot erlassen, Touristen Leihwagen zu vermieten, weil es zuviele Unfälle gegen hätte. Erst finde ich das Argument fadenscheinig und halte es für eine einfache Methode von den Touristen noch mehr Devisen abzuschöpfen, bzw. Arbeitsplätze als Chauffeure zu schaffen. Jeder der die Insel erkunden möchte und wenig Zeit hat ist jetzt auf einen Chauffeur mit Wagen eben jener Tour-Agencies angewiesen. 30 Minuten später habe ich diese Meinung allerdings schon wieder revidiert und war heilfroh hier nicht Autofahren zu müssen. Schon als Beifahrer habe ich oft genug das Fürchten gelernt. Mit einer der Tour-Agencies habe ich vereinbart, dass ich erstmal 2 Tage in Negombo akklimatisieren will und ich dann zu einer noch genauer zu vereinbarenden Rundreise abgeholt werde.

Leider hat mich das extreme Klima derart niedergestreckt, dass ich die Zeit in Negombo nicht sinnvoll nutzen konnte. Ich bin im Ocean View Guesthouse abgestiegen und habe die meiste Zeit unter dem Ventilator liegend verbracht. Bis auf kurze Strandspaziergänge und die Hauptstrasse habe ich in den 2 Tagen die ich dort war nichts gesehen. Sehenswert wäre auf jeden Fall der alte holländische Kanal gewesen, der parallel zur Küste verläuft und als Markt und Lebensader von Negombo genutzt wird. Leider habe ich dann später nur im Vorbeifahren einen kurzen Blick darauf erhaschen können.

Wie mich mein zukünftiger Fahrer Pema am Sonntag morgen abholt geht es mir schon besser und ich habe mich fast vollständig akklimatisiert. Wir fahren erstmal wieder zum Flughafen, wo das Büro seiner Tour-Agencie ist. Ich vereinbare mit seinem Chef eine 7 Tages-Tour mit 6 Übernachtungen. 3 mal in einfachen Hotels und 3 mal in Guesthouses, incl. Frühstück, Wagen (ein Hiace-Minibus), Fahrer, Benzin und einer extra Versicherung für Unfälle zahle ich 375 US$. Die Route führt über die bekanntesten Sehenswürdigkeiten: Anuradhapura, Polonnaruwa, Sigiriya, Höhlenkloster von Dambulla, Gewürze bei Matale, Kandy und ein Abstecher nach Nuwara Eliya in die Teeanbaugebiete. Am Samstag soll die Tour in Kandy enden. Von da ab will ich dann den Rest meiner 14 Tage in Eigenregie gestalten. Am ersten Tag ging es erstmal die ganze Westküste hoch bis Anuradhapura. Anfangs war die Straße noch ganz o.k., doch nach ca. 60 Km ging es zeitweise nur noch im Schrittempo über die Schlaglochpiste. Wir brauchen für die 110 Km bis Puttalam tatsächlich 3 Stunden ohne Pause. Am Abend hatte ich dann die Wahl zwischen 2 einfachen Hotels, wobei ich mich für das Pilgerhotel Ashok entscheide. Nach einem üppigem Abendessen hat mir die Natur einen Strich durch die Nachtruhe gemacht. Zum einen haben die riesigen Kakerlaken in meinem Zimmer so einen Lärm gemacht, dass ich immer wieder aufgewacht bin. Zum anderen haben tausende von Fröschen im heiligen See hinter dem Hotel ein Nachtkonzert angestimmt, das mich sehr an die Geräusche eines großen Dieselmotors erinnert hat. Kurzum, an Schlaf war fast nicht zu denken.

Bei Polonnaruwa

Am nächsten Morgen besichtigen wir das alte buddhistische Tempelareal. Wir gehen zum Bodhi-Baum (Ableger des Original-Ficus unter dem Buddha die Erleuchtung gehabt hat) und ich schaue mir eine der größten bereits restaurierten Stubbas an. Die Sonne brennt unerbittlich herunter und ich habe um 11 Uhr, wie wir zum Wagen zurück kommen das Gefühl, dass mir das Hirn kocht. Anschließend chauffiert mich Pema noch zu ein paar interessanten Plätzen auf dem weitläufigen Areal. Nachmittags fahren wir dann weiter nach Polonnaruwa und beziehen als erstes Quartier in einem super Hotel. Ganz neu, ultramodern auf einer Bergkuppe über einem See. Mein Zimmer hat einen Balkon mit einer tollen Aussicht auf den See. Vom Pagen bekomme ich den Tip, die Balkontüre beim Verlassen des Zimmers immer zu schließen, da sonst die Affen reinkommen und stehlen. Noch am selben Abend besichtigen wir das Tempelareal von Polonnaruwa. Auf dem Weg dorthin bekomme ich noch eine Waran-Fütterung geboten. Während der Besichtigung fängt ein Gewitter an und wir können gerade noch rechtzeitig die interessantesten Plätze anschauen, bevor es zu regnen beginnt. Den ganzen Abend und die Nacht durch schüttet es wie aus Eimern. Das Dach des Restaurants in dem ich zu Abend esse ist nach einiger Zeit den Wassermassen nicht mehr gewachsen. Ist aber nicht so schlimm, da schon lange vorher ganze Bäche unter den Tischen durch fliessen. In der Nacht fordert der nahe See seinen Tribut mit unzähligen Moskitos. Wehe wenn man unter seinem Moskitonetz hervor muss.

Sigiriya. Links hoch, rechts runter!

Obwohl wir schon früh aufgebrochen sind, ist es schon 10 Uhr wie wir bei Sigiriya ankommen. Die Sonne brennt wieder herunter und durch den Regen letzte Nacht wird es unerträglich schwül. Pema, mein Fahrer hat bisher überall seine Nase mit reingesteckt, aber vor dem Aufstieg auf den über 200 Meter hohen Felsen (ca. 1200 Stufen) bei diesem Klima drückt er sich. Ich nehme mir einen Betel-Nüsse kauenden Führer und mache mich mit ihm langsam auf den Weg. Nach etlichen Verschnaufpausen und ca. 1 Stunde sind wir oben. Ist wirklich toll, vor allem die Wolkenmädchen die man sich unterwegs über eine abenteuerliche Wendeltreppe anschauen kann. Gleich anschließend fahren wir weiter zum Palvehera Village Hotel bei Dambulla, unserem heutigen Etappenziel. Wieder ein ganz neues Hotel , mit kleinen Bungalows um das Hauptgebäude verteilt. Wie ich bemängele, dass kein Moskitonetz vorhanden ist sagt man mir, dass die Zimmer laufend mit Insektenspray gesprüht werden. Deshalb der beissende Geruch in meinem Zimmer. Ich setze durch, dass bei mir nicht mehr gesprüht wird und lüfte anständig durch. Prompt hat der Manager entschieden, dass für mich ein Netz angeschafft wird und nach einer Stunde wird mir die neue Errungenschaft präsentiert und über meinem Bett montiert. Guter Service, hätte ich nicht gedacht. Am späten Nachmittag bringt mich Pema noch zum Höhlenkloster von Dambulla. Wieder drückt er sich vor dem schweisstreibenden Aufstieg. Im Hotel habe ich mir eine Taschenlampe leihen können und so bin ich unter anderem auch die Erleuchtung für eine Gruppe einheimischer Jugendlicher. Manche Höhlen sind so dunkel, dass man ohne Lampe fast nichts sieht. Zusammen mit den Jugendlichen schaue ich mir die tausenden, teils riesigen Buddhastatuen an, die aus dem Fels heraus gearbeitet sind. Eine Attraktion sind auch die halbzahmen Affen im Kloster, die die Touristen necken. Mein Abendessen nehme ich heute im Hotel zu mir, da es in der Umgebung anscheinend keine weiteren Lokale gibt. Zumindest keine, die Pema für mich angemessen hält, aber zu diesem Thema später mehr.

Am nächsten Tag fahren wir Richung Süden und kommen durch die Gebiete um Matale in denen traditionell Gewürze angebaut werden. Bei einer kleinen Gewürzplantage machen wir halt und ich bekomme eine kurze Führung durch einen Gewürzgarten, mit Erläuterung einiger Gewürzarten. Danach soll ich im angeschlossenen Gewürzshop einkaufen, da mir aber die Preise überzogen vorkommen halte ich mich zurück. Später stelle ich tatsächlich fest, dass ich in Kandy dieselben Gewürze zu einem Bruchteil des Preises kaufen kann. Am späten Nachmittag kommen wir in Kandy an. Pema fährt zu einem kleinen Hotel hoch oben am Hang, des südlich vom Zentrum Kandys gelegenen Bergs. Nett gelegen, mit toller Aussicht auf  Kandy, aber zu Fuss fast eine Stunde ins Zentrum. Pema erklärt mir, dass er mich ja jederzeit fährt und außerdem soll ich sowieso nicht alleine unter all die "bad people" gehen. Witzbold! Ich muss schon eine bitterböse Miene aufsetzen und aufs schärfste protestieren, um ihn dazu zu bringen in eine Unterkunft näher am Ortszentrum zu wechseln. Wir kommen in einem Guesthouse am östlichen Ende des heiligen Sees unter. Zu Fuss sind es ca. 10 Minuten ins Zentrum. Wie ich mich dann aber auf den Weg machen will, ist die Aufregung groß. Pema gibt mir noch etliche Ratschläge und einen Regenschirm mit, bevor ich endlich los komme. Den Schirm kann ich gut gebrauchen, es schüttet in Strömen. Ich mache meinen ersten Bummel durch Kandy und gehe auch gleich zum Essen. Außerdem mache ich gleich Bekanntschaft mit den hiesigen Neppern. "Do You remember me, I'am working at your Hotel, I was carrying your luggage". Während meiner beiden Aufenthalte in Kandy werde ich so oft auf diese Art angesprochen, dass anscheinend alle Hotelangestellten Kandys nur mit meinem Gepäck beschäftigt sein müssen. Da allerdings gleich der Erste entlarvt wird (Der Typ war 2 Meter Gross, bei ca. 60 KG Gewicht. An diese Bohnenstange hätte ich mich bestimmt erinnert, wenn ich ihn schon einmal gesehen hätte. Außerdem trage ich meinen Rucksack immer selbst und in einem "Hotel" bin ich auch nicht abgestiegen.), wimmle ich alle weiteren sofort ab. Die stehen stellenweise nur 5 Meter auseinander und lassen alle den gleichen Spruch los. Am Abend bringt mich Pema noch zu einer Vorführung traditioneller und religiöser Tänze des Tourist-Centers. Ist ganz nett, mit Feuerläufern zum Abschluss. Anschließend fährt Pema mich zu einem noblen Lokal oben am Hang, mit wunderbarem Blick über das nächtliche Kandy.

Am nächsten Morgen fahren wir erst zu einem Aussichtspunkt über Kandy, wobei es allerdings wolkenverhangen ist. Danach zum "Zahn-Tempel", der genau auf der anderen Seite des heiligen Sees liegt. Hier wird die Zahn-Reliquie (ein Zahn Buddhas) aufbewahrt.Ich besichtige den Tempel und nehme an der Puja Zeremonie teil.  Zweimal täglich können Pilger und Interessierte einen Blick in das Allerheiligste machen und den goldenen Schrein bewundern in dem die heilige Reliquie aufbewahrt wird. Anschließend überredet mich Pema zu einem Besuch bei einer der Niederlassungen einer Edelstein-Gesellschaft. Ich bekomme ein 20 minütiges Video über die Edelsteingewinnung zu sehen und eine Führung durch das hauseigene Museum. Anschließend werde ich noch durch die Verkaufsräume geführt. Wahnsinn!! Außer Diamanten wird hier fast alles gefunden, geschliffen, gefasst und verkauft. In dem ca. 50 x 20 Meter großen Hauptraum müssen Millionenwerte an Schmuckstücken ausgestellt sein. Die ganz exclusiven Stücke bekommt man nur in kleinen Separees gezeigt. Eher lässig wie ich gekleidet bin, traut man mir aber doch schon Schmuckstücke bis zu einem Wert von 10.000 US$ zu. Ich lasse mich immer weiter herumführen, bis wir bei meiner Preisklasse angekommen sind. Nach langem Handeln kaufe ich einen Granatring (meiner Mutter hat bald Geburtstag) und einen Topas-Anhänger. Das ganze Gebäude ist innen und außen ein völliger Kontrast zu den ärmlichen Häusern die hier sonst vorherrschen. Dieser Reichtum inmitten der Armut wird von schwer bewaffneten Wachenleute vor und auch in dem Gebäude geschützt. Da es mittlerweile zu nieseln begonnen hat, lassen wir den botanischen Garten heute ausfallen und fahren nur noch zum Elefantenwaisenhaus von Pinnewalla. Wir kommen noch rechtzeitig, um die Fütterung der "Babies" mitzuerleben. Wieder in Kandy lasse ich mich von Pema gleich im Zentrum absetzen, erkundige mich schon mal nach Zügen in die Highlands und gehe danach Bummeln und Essen.

Pinnewalla, das Elefantenwaisenhaus.

Der vorletzte Tag unserer gemeinsamen Tour bricht an und wir fahren als erstes zum Peradeniya Botanical Garden. Es fängt zu nieseln an und nach etwa einer Stunde habe ich schon genug gesehen. Wir machen uns auf ins Hochland. Über teils abenteuerliche Straßen fahren wir durch die Teeanbaugebiete und ich bekomme eine Soloführung durch eine Teefabrik. An einer Stelle der Strecke fährt Pema plötzlich langsamer und beobachtet die Straße, als wenn er etwas suchen würde. Gerade wie ich ihn Fragen will, kommen wir wieder um eine Kurve und sehen einige Leute auf und neben der Straße stehen. Pema hält an und sagt mir, ich solle mitkommen. Die Straße führt an der Flanke einer senkrechten Schlucht entlang. Wie wir die Stelle mit den Leuten erreichen sehen wir ca. 50 Meter tiefer einen typischen Linienbus, total zerdrückt in einem Bach stehen. Der Bus ist auf der schmalen Strecke einen entgegenkommenden LKW ausgewichen, auf den losen Fahrbahnrand gekommen und dann abgestürzt. Mehrere der herumstehenden Leute waren Augenzeugen und berichten von 15 bis 17 Toten und 40 Verletzten. Das Ganze ist schon vor 2 Tagen passiert und Pema erzählte mir, dass er heute früh davon in der Zeitung gelesen hat. Ich hatte vorher schon ein mulmiges Gefühl im Magen, wenn wir entgegenkommenden Fahrzeugen ausweichen mussten. Aber jetzt habe ich echt Schiss. Am Nachmittag kommen wir in Nuwara Elyia an. Kälteschock! Es hat ca. 17 Grad und es pfeift ein unerbittlicher Wind. Ich friere wie ein Schneider und Pema scheint es nicht einmal etwas auszumachen, dass er nur in Badelatschen rumläuft und keine Strümpfe anhat. Ich mache noch einen kurzen Abstecher in den Ort und gehe was essen. Danach flüchte ich mich in mein Hotelzimmer, was aber auch nicht viel hilft. Der Wind pfeift heulend um das Haus und ich verkrieche mich unter mein warmes Zudeck. Das Grosvenor Hotel ist ein alter englischer Herrschaftssitz, wirklich gediegen. Mein Zimmer ist riesig, mit einer Pyramidenförmigen Holzdecke in ca. 5 Metern Höhe. Mein Entschluss im Ort zu essen war anscheinend goldrichtig. Die Gäste im Nachbarzimmer haben ihr Abendessen im Hotel genommen und zwei von denen höre ich die halbe Nacht wie die Reiher kotzen.

Teefabrik in den Highlands.

Die Fahrt zurück nach Kandy über habe ich gemischte Gefühle. Einerseits bin ich froh endlich Pema loszuwerden, andererseits war alles bisher natürlich sehr bequem für mich. Kurz vor der Ankunft sage ich ihm, dass er mich am Expeditor-Guesthouse absetzen soll. Er behauptet prompt er kenne dieses Guesthouse und es wäre gar nicht gut. Wie wir schon in Kandy sind, will er mich unbedingt zu einem der größeren Hotels bringen. Zu seinem Leidwesen bestehe ich auf das Expeditor und bringe ihn dadurch um eine letzte Provision. Das Expeditor liegt auch an der Südseite des heiligen Sees, in ca. 50 Metern Höhe am Hang. Zum Ortszentrum ungefähr 10 Fussminuten. Meine Vermieterin Kandy (die heisst tatsächlich wie der Ort) fragt mich gleich, ob ich auf Empfehlung von Pema komme, oder "through the book?". Sie meint den Lonely Planet und wie ich das Bestätige, stellt sich heraus, dass Pema auch hier versucht hat Provision zu bekommen. Ich bekomme ein nettes, sauberes Zimmer für 350 RP ( ca. 9 DM). Später erklärt mir Kandy, dass auch eine Japanerin hier wohnt, die das Doppelte bezahlen muss, weil sie von einem Taxifahrer der dafür Provision bekam, hergebracht wurde. Ich verabschiede mich von Pema mit 40 US$ und einer Flasche Pernod vom Duty Free in Dubai. Endlich ohne “Aufpasser”. Ich geniesse das ungestörte und unbeaufsichtigte Bummeln und schaue mir in Ruhe Kandy an.

Mein Reisebegleiter:

Am nächsten Tag breche ich früh nach Badulla auf. Ich habe mir vorgenommen mit dem Zug durch die Highlands zu fahren. Meinen großen Rucksack kann ich im Explorer deponieren. Ich nehme nur das Nötigste für eine Übernachtung in Badulla mit. Von Kandy und Sunane (ihrem Mann) habe ich noch ein paar Tips und eine Empfehlung für ein Hotel bekommen, in dem Sunane angeblich mal Geschäftsführer war. Ich laufe zum Bahnhof, kaufe ein 2. Klasse-Ticket für 104 Rupies und um 10 Uhr geht es los. Fantastisch! Der Zug schaukelt und rüttelt, dass man schon bei ca. 60 Km/h ständig darauf wartet, dass er entgleist. Nach ca. 1 Stunde Fahrt ist es aber mit den flotten 60 Km/h sowieso vorbei. Die Berge der Highlands kommen und die Geschwindigkeit schwankt ab sofort zwischen langsamen Schritt-Tempo und vieleicht 10 Km/h Maximum. Die Schienen folgen die meiste Zeit einer Bergflanke. Links geht es hoch und rechts teilweise sehr abrupt runter. Immer wieder sieht man entgleiste Waggons neben der Strecke liegen, die einfach den Hang hinuntergestossen werden, um die Schienen nicht mehr zu blockieren. Wo die Hänge flach genug sind, wird allerlei Gemüse angebaut. Die nicht nutzbaren Hänge sind von Dschungel überwuchert. Nach 3 Stunden wandelt sich die Landschaft und wir fahren durch scheinbar endlose Teeplantagen. Es wird immer frischer, je höher der Zug klettert. Um 14 Uhr haben wir den höchsten Punkt mit 1.898,1 Metern erreicht und es ist mittlerweile saukalt, kälter wie in Nuwara Eliya. Es geht wieder abwärts und nachdem wir eine bestimmte Höhe hinter uns gelassen haben, verschwinden die Teeplantagen und machen wieder dem Gemüseanbau Platz. Auch abwärts geht es nur sehr langsam voran. Um 17:20 Uhr kommen wir in Badulla an. Ich gehe direkt zum Riverside Holiday Inn und bekomme mit Sunanes Empfehlung ein Zimmer zum geforderten Preis. Ich glaube, teuerer wäre es auch ohne Empfehlung nicht gewesen. Es wird schon langsam dunkel und ich gehe noch in den Ort zum Essen. Plötzlich stelle ich fest, dass die Riesenvögel die über dem Ort kreisen Fledermäuse sind. Flügelspannweite ca. 1 Meter. Ein Anblick wie aus einem alten Gruselfilm, wie sie mit ganz langsamen Flügelschlägen gemächlich ihre Runden ziehen. Hier ist ansonsten der Hund begraben und ich gehe nach einem großen Teller Fried Rice wieder zurück auf mein Zimmer.

Der Zug nach Badulla.

Am nächsten Morgen will ich mit dem Linienbus über die King's Road zurück nach Kandy fahren. Die Straße führt durch ein Naturreservat in dem die letzten wilden Elefanten leben. Am Busbahnhof stosse ich auf Probleme. Busse stehen jede Menge herum, aber alle nur in sinhalesisch beschriftet und die meisten Busfahrer sprechen kein Englisch. Einer der Fahrer behauptet, der Linienbus wäre heute angeblich schon früher gefahren und ich solle doch einen Kleinbus von ihm oder seinen Freunden chartern. Das wäre sowieso schneller als der Linienbus und würde nur ca. DM 70,-- kosten. Natürlich würde man auch anhalten, falls Elefanten unseren Weg kreuzen würden. Die anderen Busfahrer sind mir auch keine Hilfe. Ich bin mir sicher, dass der Linienbus noch irgendwo zwischen den ca. 30 Bussen steht. Da ich aber die Beschriftungen nicht lesen kann und mir auch niemand weiterhelfen will, beschließe ich die Rückfahrt auch wieder mit dem Zug zu machen. Schade, aber die dummen Gesichter der Busfahrer waren auch sehenswert, wie ich mich mit "if the bus has just gone, I will take the train to go to Kandy", Richtung Bahnhof verabschiedet habe. Die Rückfahrt dauert natürlich wieder den ganzen Tag. Allerdings wird es selten langweilig. An den langsamsten Stellen springen fliegende Händler auf und verkaufen alles was man zur Versorgung während der langen Fahrt braucht. Limonade (die nach reinem Zucker schmeckt), Schokoriegel, aber auch Obst, frisch geöffnete Kokosnüsse und einheimisches Gebäck. Am interessantesten finde ich ein Gebäck, das aus einer ca. 4 cm großen Teigkugel besteht, würzig schmeckt und in die Shrimps mit eingebacken sind. Dazu knabbert man getrocknete Chilis. Nach anfänglicher Skepsis, vor allem wegen der höllisch scharfen Chilis, bin ich zum Schluß total begeistert und nehme dem Verkäufer auf seinem Rückweg durch die Waggons gleich noch eine zweite Tüte für 50 Pf. ab. Am Abend bin ich wieder zurück in Kandy und bekomme wieder mein altes Zimmer im Expeditor G.H..

Nach einem weiteren Tag in Kandy, den ich zum Abhängen nutze, fahre ich mit dem Zug nach Colombo. Der Three-Wheeler-Fahrer der mich zum Bahnhof bringt, will mich unbedingt die ca. 120 KM nach Colombo fahren. Ist mir aber zu unbequem und riskant. Die Dinger haben keine Knautschzone und werden mit ihren 60 Km/h auf den Landstraßen ständig von LKWs überholt. Außerdem muss man sich immer bücken, um etwas zu sehen. Die Fahrt von Kandy nach Colombo gestaltet sich ähnlich abwechslungsreich wie meine ersten Zugfahrten auf Sri Lanka. Von Kandy (460 Meter) geht es langsam hinunter durch Reisterassen und Gemüsefelder bis fast auf Meereshöhe. Die Temperatur steigt dementsprechend immer weiter an. Es ist sehr warm, aber bei weitem nicht so schwül wie bei meiner Ankunft vor zwei Wochen. Um 14 Uhr komme ich an der Fort Station in Colombo an  und der Kreis meiner Rundreise schließt sich. Ich finde vor dem Bahnhof gleich einen Three-Wheeler, der das Wayfarer's Inn kennt und mich hinbringt. Ich gehe am selben Abend nur noch etwas in der näheren Umgebung spazieren und essen.

Meinen letzten Tag auf Sri Lanka verbringe ich mit einem Bummel durch die geschäftige Pettah (das Bazar-Viertel Colombo’s) in der es wirklich alles neu und gebraucht zu kaufen gibt. Mittendrin finde ich das Dutch Period Museum, das einen interessanten Abriss über die vorenglische Kolonialperiode von Sri Lanka zeigt. Anschließend gehe ich noch zum “Fort”, das aber als solches nicht mehr erkennbar ist. Nur der Name den dieses neue Banken- und Hochhausviertel trägt und der Fort Clock Tower, zeugen noch von seiner Vergangenheit als Verteidigungsbefestigung des alten Hafens. Nach einem kurzen Bummel an der Waterfront gehe ich schon um 17 Uhr zurück ins Wayfarer’s und lege mich noch etwas hin. Um 23 Uhr werde ich von einem Three-Wheeler abgeholt und zum Flughafen gebracht. Kurz nach 3 Uhr früh, am 5.11.99, geht es wieder zurück, über Dubai nach Frankfurt.

Colombo: Das “Fort”.

Ich glaube, ich habe während der nur 2 Wochen einen für mich fast optimalen Urlaub verbracht. Ich habe die meisten Sehenswürdigkeiten, die mich interessierten gesehen und Land und Leute kennengelernt. Bis auf meine schlechte Erfahrung mit den Busfahrern in Badulla und 2 offensichtlichen Nepping-Methoden (die “I was carrying Your Luggage”-Methode, ca. 12mal und die “I’m collecting for a school for deafly and dumbly children” (Taubstummen Schule), ca. 5mal) habe ich die Einheimischen als sehr freundlich, nett und aufgeschlossen erlebt. Ich hatte sowohl Gespräche mit indischen und sinhalesischen Pilgern im Ashok-Hotel in Anuradhapura, als auch längere Unterhaltungen mit normalen Leuten auf den Straßen, in den Zügen, in Restaurants und in meinen Unterkünften. Besondere Erwähnung sollte noch mein Fahrer Pema finden. Er war mir eine große Hilfe, wenn er mir auch manchmal wirklich den letzten Nerv geraubt hat. Er hat mich richtig bemuttert, was darin gipfelte, dass er mich nicht unbeaufsichtigt rumlaufen lassen wollte. Wie ich das erste Mal in Matale ein bischen fotografieren gehe, folgt er mir dümmlich grinsend in ca. 20 Metern Entfernung, obwohl ich ihm ausdrücklich gesagt hatte, dass ich alleine sein will. So wie er sich benimmt, hält er mich für zu dämlich alleine die Straße zu überqueren. Wie ich dann in Kandy das erste Mal alleine ins Zentrum gehe, wird er fast hysterisch. “There are many bad people in my country!!!”. Am selben Abend habe ich ihn dann darüber aufgeklärt, dass ich schon einiges in der Welt gesehen habe, ohne ihn als Aufpasser dabei gehabt zu haben und dass ich sehr gut auf mich selbst aufpassen kann. Ich habe im Ton, in dem ich ihn das erklärt habe, deutlich werden lassen wie blöd er sich benimmt. Schliesslich mache ich ihn darauf aufmerksam, dass wir uns am nächsten Samstag sowieso trennen und ich danach wieder auf mich alleine gestellt bin, was mir keinerlei Kopfzerbrechen bereitet. Danach scheint er kapiert zu haben, dass er seine Fürsorge etwas übertrieben hatte und wenn ich wieder alleine losziehe, frägt er ohne große Diskussion oder Ratschläge nur noch, ob er mich nicht fahren soll. In Nuwara Eliya gibt er mir sein Empfehlungs-Buch. Er hatte es mir schon gezeigt, bevor ich die Reise mit ihm gebucht habe. Es enthält Empfehlungsschreiben einiger Touristen aus der ganzen Welt, die schon mit ihm unterwegs waren. Da er aber bisher nur eine deutschsprachige Empfehlung hat, bittet er mich auch einen Eintrag zu machen. Ich gebe mir alle Mühe, kann mir aber etwas Sarkasmus nicht verbeissen. Wie ich ihm das Buch zurückgebe, schaut er sich den Eintrag an und meint dann: “I hope You wrote only good things about me. The bad things should be explored by my passengers themselves.” (Ich hoffe, du hast nur gutes über mich geschrieben. Die schlechten Seiten sollten meine Passagiere erst selbst herausbekommen.). Pema hat während unserer Woche nur eine kleine Sporttasche dabei gehabt. Trotzdem war er immer, für die dortigen Verhältnisse, ganz anständig hergerichtet. Am interessantesten fand ich die “Schuhe”. Wie fast alle Sinhalesen trug er einfachste Badeschlappen, die er beim Autofahren auch noch auszog. D.h. er ist immer barfuß gefahren. Jeder Morgen begann erst einmal mit einer überschwenglichen Begrüßung und der Frage, ob ich gut geschlafen habe. Im Auto jeden Morgen ein sehr kurzes Gebet, fast nur eine Geste über dem Lenkrad. Jeden Morgen auch die bange Frage, ob Pema noch einen Kater vom Vorabend hat. Der Verdacht schlich sich mir auf, wie Pema die ersten zwei Stunden Fahrt jeden Tag eine Sonnenbrille braucht und außerdem extrem langsam und vorsichtig fährt. Außerdem hat er mir schon am Anfang anvertraut, dass er ab und zu etwas Arrak trinkt. Aber das war nur ein Verdacht, der sich nie erhärtet hat. Die Restaurants und Unterkünfte sind auf die Chauffeure eingerichtet. Die Fahrer gehen beim Essen entweder in einen extra Raum, oder werden in die Küche geholt. Dort werden Sie mit denselben Speisen verköstigt, die auch ihre Fahrgäste bestellen. Einmal hab ich mittags nur eine Zwiebelsuppe gegessen und prompt hat sich Pema den ganzen Nachmittag aufgestossen. Ich habe mich köstlich darüber amüsiert, vor allem weil er mich an diesem Tag schon unheimlich genervt hatte. Für die Nächte stehen den Fahrern kleine Mehrbettzimmer zur Verfügung. Man muss sich auf jeden Fall weder um Verpflegung, noch Unterbringung der Fahrer kümmern, dass ist alles schon organisiert. Falls ich nochmal nach Sri Lanka komme, werde ich versuchen Kontakt mit Pema aufzunehmen. Nachdem ich ihm den Kopf gewaschen hatte, sind wir echt gut miteinander ausgekommen. Übrigens sind außerhalb der großen Städte alle Ortsschilder nur in Singalesisch beschriftet. Ich hätte mit einem Leihwagen ohne Chauffeur wahrscheinlich etliche Male die Orientierung verloren, vom chaotischen Verkehr ganz zu schweigen.

Nuwara Eliya.
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