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Tansania/Sansibar 2003: |
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Von Dar Es Salaam im Zug nach Kigoma Seite 2
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Samstag 18.10.03: Vormittags esse ich meine Vorräte und gehe nachmittags in den Speisewagen. Ich esse Beef Curry mit Reis
für 1800 TSH. Gut und reichlich! Wir passieren 65 Bahnhöfe. In Kleinen wird nur kurz gehalten, bei anderen
findet fast ein Jahrmarkt statt. Man kann an den Händlern und an den gekauften Waren von Mbaye, meinem
Abteilnachbarn sehen was hier angebaut oder hergestellt wird. Korbwaren, Holzschnitzereien, Zwiebeln,
Salz, Bohnen und Zuckerrohr. In Tabora kommt einer in unser Abteil, redet wirres Zeug, wie sein Vater
wäre bei uns und deutet immer auf ein Bündel Geld in seiner Hand. Bevor er mich sah, musterte er aber
strahlend meinen Rucksack. Mbaye meinte auch: Wahrscheinlich ein Dieb. Im Abteil nebenan wurden am 1.
Abend einem schweizer Diplomaten Diplomatenpaß und Flugticket geklaut. Vermutlich hatte er den Holzstab
nicht benutzt mit dem man das Fenster sichern soll. Ich lasse mir gegrilltes Hähnchen, frittierten
Fisch, Gemüse und Reis auf’s Abteil bringen. Die Landschaft ist steppenartig, mal flach mal hügelig,
insgesamt wenig beeindruckend. Als mal ein Wald auftaucht sehe ich 2 Paviane die stehend den Zug
beobachten. Die Zeit vergeht wirklich schleppend. Am 1. Abend habe ich die Canadierin Stephanie
kennen gelernt, Bedienung in einem Lokal und mit Ihrem Freund unterwegs der aber gerade eine andere
Route einschlug um sie am Freitag wieder zu treffen. Stephanie ist echt nett. Wie bei allen
alleinreisenden Frauen die ich bisher kennen gelernt habe, scheint sie froh zu sein westlichen
Anschluß gefunden zu haben. Leider werden sich unsere Wege nach der Zugfahrt trennen.
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Foto 010 Fliegende Händler
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Foto 017 Mbaye kauft für uns Obst
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Mbaye und Stephanie umringt von Kindern
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Sonntag 19.10.03 18:10: Wir sollten seit 11 Stunden in Kigoma sein. Jetzt sitzen wir nach 1191km
und nur 45km vor dem Ziel wegen eines entgleisten Zuges fest. Unsere Lok ist weg um zu helfen.
Gerade erzählt mir Stephanie das es noch 9-12 Stunden dauern soll. Wenn die Lok nicht zurückkommt
haben wir nicht mal Licht in der Nacht. Die Lok kommt zum Glück um 19:30 Uhr zurück. 30 Minuten
lang war es schon stockfinster. Um 20 Uhr fahren wir endlich weiter. Am letzten Halt kaufe ich
noch spottbillig Bananen (100 TSH / Punsch). Wir kommen um 22:10 in Kigoma an. Der Bahnsteig ist
voller Leute, weil dieser Zug gleich wieder nach Dar zurückfährt. Trotz der Verspätung geht es
sehr gesittet zu und man lässt uns erst mal aussteigen. Ich verabschiede mich von Mbaye der
sich Träger für seine Einkäufe organisiert hat.
Abschließend betrachtet ist diese Zugfahrt das
härteste was ich mir bei meinen Weltreisen bisher zugemutet habe. Das winzige Abteil (160x200cm),
ein Ventilator der nicht funktioniert und die schwülheißen Nächte bei verrammelten Fenstern und
Türen damit nichts geklaut wird. 2 Nächte auf der schmalen und zu kurzen Pritsche, da der
Rucksack am Ende festgekettet war. Die „Toilets lower type (Hockklos) waren auch eine Zumutung.
1254km Reisedistanz, 15 Stunden Verspätung, insgesamt 52 Stunden Fahrzeit. Und ich hatte mit
Mbaye wirklich Glück! Er sprach gut englisch, war freundlich und hilfsbereit. Wir haben uns gut
unterhalten und er war nie nervig. Hätte ja auch einer sein können der nachts besoffen aus dem
Restaurantwagen geworfen wird.
Für 2000 TSH lasse ich mich vom Bahnhof mit dem Taxi zum Tanganyika
Beach Hotel fahren. Der Alte an der Rezeption spricht kaum Englisch, der junge Manager den er holt
ist fast blind. Ich nehme ein Einzelzimmer für 8000 TSH. A.C. gibt’s hier nicht, doch es weht ein
leichter Wind vom See her. Ich trinke noch 2 Bier, dann geht’s ausgiebig duschen und ab ins Bett.
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